Präzisions-Laser statt Skalpell
Jeden trifft es – den einen früher, den anderen später: Unsere Augenlinse trübt sich im Alter. Sorge ist nicht angebracht, denn bei betroffenen Patienten mit Grauem Star oder Katarakt, wie Mediziner diese Veränderung nennen, wird einfach die Linse ausgetauscht. In Hannover nimmt ein innovativer Laser dem Operateur dabei „das Skalpell aus der Hand“. Dr. Wolfgang Wichmann, Chefarzt und Gründer des Augenzentrum an der Leine MVZ, erklärt: „Beim Linsenaustausch sind wir eine der wenigen ambulanten Einrichtungen im Großraum Hannover, die den so genannten Femtosekundenlaser einsetzen. Er ermöglicht eine sehr präzise Durchtrennung unterschiedlicher Gewebeschichten im Auge und ersetzt somit mehrere wesentliche und bisher vom Arzt von Hand durchgeführte Teilschritte der Linsenoperationen.“
Femtosekundenlaser bündeln ihre gesamte Energie in sehr kleine Zeiteinheiten, so dass ein Impuls wesentlich höhere Spitzenleistungen zeigt als über einen längeren Zeitraum ausgesendete Laserstrahlen. Eine Femtosekunde ist ein sehr kleiner Bruchteil von Sekunden. Diese Laserstrahlen sind für das menschliche Auge nicht mehr sichtbar. Die stark gebündelten Impulse eines Femtosekundenlasers trennen bei der Kataraktoperation das Gewebe auf atomarer Ebene. So lassen sich verschiedene Gewebeschichten präzise und sehr gewebeschonend durchtrennen. Die Laserpulse entfalten dabei ihre Energie nicht an der Oberfläche des Auges, sondern in einer exakt bestimmbaren Tiefe im Inneren des Auges. Gesteuert wird der Laserstrahl mittels optischer Kohärenztomographie (OCT), eines dreidimensionalen Bildgebungsverfahrens, das die Strukturen auf den Mikrometer genau wiedergibt. „Bislang sind wir stolz gewesen, wenn wir besser als millimetergenau operiert haben“, meint Dr. Wichmann.
Neuerdings rechnet der Facharzt für Augenheilkunde eher in Mikrometern. „Mit einem Femtosekundenlaser gelingen Schnitte mit immer der gleichen Präzision und damit einer großen Sicherheit – viel exakter, als die menschliche Hand es je könnte. Zudem kann eine bestehende Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) durch bogenförmige Laserschnitte in der Hornhaut verringert oder sogar ganz ausgeglichen werden. Der bislang schon sehr gute Standard wird durch den Laser nochmals heraufgesetzt.“ Patienten können bereits kurz nach einer Operation wieder sehen und sich im Alltag ohne Reizerscheinungen selbständig bewegen. „Und Beeinträchtigungen durch Schwellungen oder Kapselrisse sind kaum mehr zu beobachten.“ Denn die eingesetzte Ultraschallenergie, die die Hornhaut und andere Augenstrukturen möglicherweise schädigen könnte, ließe sich dank des Lasers deutlich geringer dosieren als bei der herkömmlichen OP. „Schließlich können wir zum Ausgleich möglicher Sehschwächen besondere innovative Linsen einsetzen, die eine Brille künftig überflüssig machen“, erklärt Dr. Wichmann weiter.
Dabei wird wie ein Inlay eine künstliche Linse in das Auge eingesetzt, die dann unterschiedliche Fehlsichtigkeiten ausgleicht. Monofokale Linsen gleichen nur einen Sehbereich aus, moderne multifokale Linsen können bifokal (mit zwei Sehbereichen) oder trifokal (mit drei Sehbereichen) versehen sein und bieten dem Patienten die Möglichkeit, über verschiedene Entfernungen scharf zu sehen. Mit multifokalen Linsen können beide Augen sowohl in die Ferne als auch in die Nähe sehen, so dass auch beim Autofahren keine Brille mehr getragen werden muss und zeitgleich ein Sehen in der Nähe brillenfrei möglich ist. Besondere Speziallinsen gleichen darüber hinaus noch Hornhautverkrümmungen aus. „Dafür nehme ich mir viel Zeit, sehe mir zum Beispiel an, welchen Beruf der Patient ausübt oder welche Hobbys er hat. Stellen Sie sich einen Polizisten im regennassen Dunkeln vor, der gerade die Personalien eines Verkehrsunfalls aufnehmen will und erst einmal seine Lesebrille suchen muss. Und ein Automechaniker braucht eine andere Weite als etwa jemand, der im Büro arbeitet.“
Zusammen mit ihren Patienten suchen Dr. Wichmann und die speziell dazu ausgebildete Optometristin des MVZ dann nach der maßgeschneiderten persönlichen Lösung. „Daneben beziehe ich immer auch die anatomischen Gegebenheiten des Auges und den allgemeinen Gesundheitszustand ein. Jedes Auge ist einzigartig.“ So können die Augen etwa vorerkrankt (z.B. Grüner Star) oder durch Diabetes bereits geschädigt sein (Netzhautveränderungen). Wichtig ist für den Facharzt und sein Team, alle Patienten persönlich auf die Behandlung vorzubereiten, die Operation selbst durchzuführen und Patienten auch in der Nachsorge zu betreuen. „Nur so können wir einen leitliniengerechten, individuellen Behandlungsplan erarbeiten und in ausführlichen Gesprächen die Ängste nehmen.“ Der Patient lernt „seinen“ Chirurgen vor der OP kennen, das baue Vertrauen auf. „Ich freue mich, jeden Tag Menschen zu höherer Lebensqualität zu verhelfen – denn je höher der Brillenwert war, desto überwältigender werden die Erlebnisse meiner Patienten.“
Auch die Behandlung von Schlupflidern ist ein Schwerpunkt im Augenzentrum an der Leine MVZ. „Du siehst so müde aus – ist alles in Ordnung?“ Menschen mit Schlupflidern dürfte dieser Satz nur allzu bekannt vorkommen. Doch Ursache ist nicht etwa mangelnder Schlaf, sondern: Schlupflider. Unser Auge wird durch eine dünne, aus Muskeln, Drüsen, Bindegewebe und Haut bestehende Falte geschützt – das Augenlid. Im gesunden Zustand schützen die Lider unser Auge vor äußeren Einwirkungen wie Berührungen, Fremdkörpern, Verletzungen und Licht und halten es mit Hilfe der Tränenflüssigkeit sauber und feucht. Doch mit zunehmendem Alter erschlafft unsere Lidhaut, bildet Falten bzw. das Oberlid steht tiefer und verdeckt vielleicht sogar Teile der Pupille. Mit einem vergleichsweise kleinen Eingriff durch einen hierfür spezialisierten Augenarzt wirkt der Blick wieder offen, wach und klar. Heute ist bei 40- bis 60-Jährigen diese sogenannte Blepharoplastik einer der am häufigsten nachgefragten plastischen Eingriffe mit einem extrem geringen Risiko. Die haarfeine Narbe zur Korrektur des Oberlids verläuft in der natürlichen Lidumschlagsfalte. Bei der Korrektur der Unterlider verläuft die Narbe unmittelbar unterhalb der Wimperngrenze. Beide Korrekturen sind somit unsichtbar.
Quelle: Magazin "Ärztemagazin", Ausgabe 12/2019, Seite 22-23