Farbenblindheit (Achromatopsie)

Mit dem umgangssprachlichen Begriff „Farbenblindheit“ ist zumeist eine Farbsehstörung mit der Unfähigkeit der Unterscheidung von Rot und Grün (Rot-Grün-Sehschwäche) gemeint. Medizinisch werden zur Farbenblindheit die Einzelsymptome Grünblindheit, Rotblindheit oder Blaublindheit gezählt. Ist kein Farbensehen möglich, wird von totaler Farbenblindheit (Achromatopsie) gesprochen.

Symptome, Erscheinungsbild, Ursache der Farbenblindheit

Eine Störung des Farbensehens wird oft entdeckt, wenn Kinder beim Erlernen der unterschiedlichen Farbtöne bestimmte Farben (zumeist Rot und Grün) nicht oder nicht ausreichend voneinander unterscheiden können. Auch in der Sehschule, die zumeist Kinder wegen eines Schielproblems besuchen, kann eine Farbsehschwäche den betreuenden Orthoptistinnen auffallen. Eine Rot-Grün-Sehschwäche (Daltonismus genannt) kann in Einzelfällen aber auch über viele Jahre unentdeckt bleiben. Generell haben die Betroffenen im Alltag Schwierigkeiten bei der Farbunterscheidung, etwa bei der Auswahl und Zusammenstellung ihrer Kleidung.

Grünblindheit (Deuteranopie), Rotblindheit (Protanopie) und Blaublindheit (Tritanopie), entsteht als Folge des Ausfalls der jeweils für das Sehen dieser Farbe zuständigen Rezeptoren auf der Netzhaut (Zapfen). Das Auge kann dann nicht den angemessenen Sinnesreiz produzieren. Liegen Rot- und Grünblindheit gleichzeitig vor, spricht man von einer Blauzapfen-Monochromasie. Fallen alle drei Zapfentypen aus, liegt eine totale Farbenblindheit vor.

Das Auftreten von vier Symptomen ist für eine Achromatopsie typisch:

  • geringe Sehschärfe
  • Augenzittern (Nystagmus)
  • sehr ausgeprägte Lichtempfindlichkeit (Photophobie)
  • fast vollständige Unfähigkeit zum Farbensehen

Menschen, die an Achromatopsie leiden, können lediglich Helligkeitswerte wie Schwarz, Weiß und Grauabstufungen unterschieden und sehen die Welt in sehr unscharfen Grautönen. Zum Schutz der Augen müssen sie starke Sonnenbrillen tragen. Totale Farbenblindheit ist eine autosomal-rezessive Erbkrankheit der Netzhaut.

Man unterscheidet die angeborene okuläre Achromatopsie – Ausfall der Zapfensysteme, auch Zapfenblindheit genannt – von der erworbenen cerebralen Achromatopsie. Hier liegen hirnorganische Ursachen für eine Farbenblindheit vor, etwa nach einem Unfall oder Schlaganfall. Zwar produziert das Zapfensystem der Netzhaut noch den entsprechenden Sinnesreiz, doch das Gehirn kann ihn nicht mehr oder nicht mehr korrekt verarbeiten kann. Das gesehene Bild ist scharf und detailreich, nur die Farbempfindungen fehlen.

Der Deuteran-Tritan-Effekt – eine Störung des Grün- und Blausehens – tritt als Begleiterscheinung bei Morbus Stargardt auf.

Bei einer Blauzapfen-Monochromasie besitzen die betroffenen Personen noch eine größere Farbwahrnehmung im Blaubereich.

Diagnose, Therapie und Behandlungsmöglichkeiten der Farbenblindheit

Etwa fünf Prozent der Bevölkerung – überwiegend Männer – haben eine Rot-Grün-Sehschwäche, an Achromatopsie leiden etwa 0,01 Prozent. Aufschluss über die Art und Ausprägung einer Farbfehlsichtigkeit kann eine Untersuchung mit einfachen Mitteln bringen:

  • Beim Ishihara-Test kommen Bildtafeln mit unterschiedlich großen farbigen Punkten zum Einsatz, auf denen Menschen mit gesundem Farbensehen Ziffern erkennen, die sich aus bestimmten Punkten zusammensetzen (bei Kindern sind es einfache Symbole). Je nach eingesetzter Testtafel kann schnell festgestellt werden, welche Art von Farbenfehlsichtigkeit vorliegt.
  • Beim Farnsworth-Test sind farbige Holzplättchen nach ihrem Farbton zu sortieren. Fehlzuordnungen lassen sicher auf die ursächliche Farbsehstörung schließen.
  • Mit dem Anomaloskop – einem optischen Instrument – kann eine Rot-Grün-Sehschwäche erkannt und in ihrer Ausprägung gemessen werden.
  • Ein Elektroretinogramm (ERG) ermöglicht die separate Analyse von Zapfen-Rezeptoren (Farbsehen) und Stäbchen-Rezeptoren (Dämmerungssehen).
  • Durch eine Blutanalyse können die für eine Achromatopsie zuständigen Gene untersucht werden.

Leichtere Erscheinungsformen der Farbfehlsichtigkeit können durch Brillen mit farbigen Gläsern ausgeglichen werden. Eine Therapie der totalen Farbenblindheit ist nicht möglich, ein erstes gentherapeutisches Verfahren befindet sich in der frühen Erprobungsphase.