Hornhautentzündung am Auge (Keratitis)

Hornhautentzündung am Auge (Keratitis)

Die Hornhautentzündung – medizinisch: Keratitis – gehört zu den Erkrankungen des vorderen Auges. Sie verläuft meist schmerzhaft und wird durch externe, also äußerlich erfolgende Einwirkungen von Bakterien, Viren, Pilzen, Fremdkörpern, Strahlen sowie weiteren Reizen verursacht.

Symptome, Erscheinungsbild, Ursache der Hornhautentzündung

Fast immer entsteht eine Keratitis erst dann, wenn die Hornhaut minimale, nicht spürbare Schäden an der Oberfläche aufweist. Dort können dann die Erreger ansetzen.

Keratitis kann alle drei Bereiche der Hornhaut (lat. Kornea) betreffen:

  • die äußere Schicht (Epithel)
  • die darunterlegende dickste Schicht (Stroma)
  • die innerste Schicht (Endothel)

Keratitis hat eine deutliche Symptomatik:

Ist das Epithel betroffen, zeigt sich auf der Oberfläche der Hornhaut eine weißlich-graue Trübung.

Stroma-Entzündungen verursachen ein Infiltrat, das als weiße Flecken sichtbar ist. Ist die mittlere Hornhautschicht betroffen, spricht man auch von einem Hornhautgeschwür (Ulcus corneae). Es kann zu sichtbaren Sekretablagerungen in der Vorkammer des Auges kommen (Hypopyon). Unbehandelt können sich schwere Folgeschäden bis hin zum Sehverlust entwickeln.

Endothel-Entzündungen lassen die Hornhaut aufquellen.

Bei allen drei Formen der Hornhautentzündung wird das Sehvermögen beeinträchtigt. Infektiöse Keratitis verursacht starke Schmerzen. Die Lichtempfindlichkeit des Auges ist erhöht, ein Fremdkörpergefühl stellt sich ein. Weitere Symptome sind gerötetes Auge und die Absonderung eines wässerigen oder eitrigen Sekrets.

Auftreten und Formen der Hornhautentzündung

Man unterschiedet zwei Formen der Hornhautentzündung: infektiöse und nicht-infektiöse Keratitis.

Zur Gruppe der infektiösen Keratitis gehören

  • bakterielle Keratitis: Über 90 Prozent der Keratitisfälle werden durch Bakterien – zumeist Streptokokken, Staphylokokken, Pseudomonas aeruginosa oder Proteus mirabilis – verursacht. Wenn die Hornhautoberfläche kleine Schäden aufweist, können die Erreger eindringen und sich anfangs in der Epithelschicht ausbreiten, dann ins Stroma vordringen und sich dort sehr schnell vermehren und im Falle von Pseudomonas aeruginosa die Hornhaut zerstören. In schweren Fällen kann sich eine das Sehvermögen beeinträchtigende Vernarbung (Leukom) entwickeln. Außerdem kann sich der Augendruck erhöhen und zum grünen Star führen (Glaukom).
  • virale Keratitis (auch herpetische oder Zosterkeratitis): Sie wird häufig von den sehr verbreiteten Herpes-simplex-Viren, seltener von Varizella-Zoster-Viren (Erreger der Gürtelrose) hervorgerufen. Wenn sich Herpes-Bläschen an den Lippen zeigen, ist besondere Vorsicht geboten, das Virus nicht manuell ins Auge zu übertragen.
    Auch die stark ansteckenden Adenoviren können eine Keratitis verursachen, Häufig sind Kinder befallen. Bei einer Keratokonjunktivitis epidemica (KCE, auch Augengrippe genannt) mit starkem Juckreiz ist auch die Bindehaut entzündet. Es können sich sehr lang andauernde Hornhauttrübungen einstellen.
  • Akanthamöben-Keratitis: Die winzigen Einzeller gelangen über unsachgemäß mit verunreinigtem Wasser gespülte oder beim Baden infizierte Kontaktlinsen ins Auge. Diese Infektion ist sehr selten und kann unbehandelt zu schweren Schäden führen.
  • pilzbedingte Keratitis: Von Aspergillus und Candida albicans verursachte Hornhautentzündungen können nach Behandlungen mit Antibiotika oder Kontakt mit pilzbefallenen Hölzern entstehen. Sie verlaufen langsam und weniger schmerzhaft.

Generell erhöht das Tragen von Kontaktlinsen das Risiko von Hornhautentzündungen, da die Sauerstoffzufuhr zum Auge eingeschränkt ist und das Auge dadurch empfindlicher auf mögliche Erreger reagiert.

Infektiöse Keratitis tritt oft zusammen mit einer Bindehautentzündung als Ceratokonjunktivitis auf.

Zur Gruppe der nicht-infektiösen Keratitis gehören

  • „Trockenes Auge“: Die Keratitis ist eine Folge mangelnder Befeuchtung der Hornhaut aufgrund zu geringer Tränenproduktion oder unvollständigen Lidschlusses und wird auch Sicca-Syndrom
    durch Fremdkörper verursachte Keratitis: Sie entsteht meist nach langem Tragen von Kontaktlinsen, kann aber auch durch Staub und andere Luftverunreinigungen verursacht werden.
  • durch Allergien bedingte Keratitis: Betroffen sind Menschen, die unter Heuschnupfen und Pollen-Allergien leiden.
  • durch UV-Strahlen verursachte Keratitis (Keratitis photoelectrica): Nach starker Einwirkung von ultraviolettem Licht – etwa im Gebirge oder beim Schweißen ohne Schutzbrille – kann es mit einigen Stunden Verzögerung zu einer sehr schmerzhaften Hornhautentzündung kommen.
  • durch autoimmunologische Vorgänge verursachte Keratitis

Therapie und Behandlungsmöglichkeiten der Hornhautentzündung

Beim ersten Anzeichen von Beschwerden sollte der Augenarzt aufgesucht werden, da eine spät oder nicht behandelte Keratitis zu schweren Schädigungen führen kann. Der untersuchende Arzt fragt nach den Symptomen und erstellt mittels Spaltlampe eine optische Diagnose. Bei Verdacht auf bakterielle oder virale Keratitis macht er einen Abstrich zur Bestimmung der Erreger. Beim „trockenen Auge“ kann mittels Schirmer-Test die Produktion der Tränenflüssigkeit ermittelt werden.

Therapiert wird Keratitis zumeist mittels antibakterieller oder antiviraler Medikamente in Form von Tropfen, Salben oder Gelees. Bei Pilz- oder Parasitenbefall können Antimykotika zum Einsatz kommen. Bei korrekt angewendeter Therapie ist eine Hornhautentzündung zumeist innerhalb von ein oder zwei Wochen kuriert, in schweren Fällen dauert die Heilung länger. Auch das „trockene Auge“ lässt sich gut behandeln.

Achtung: Wenn die Behandlung erst spät einsetzt, kann eine Keratitis zu bleibenden Sehschäden führen!